Inštitut za arheologijo ZRC SAZU
SPUREN SLAWISCHER FÜRSTENTÜMER IM OSTALPENRAUM.
ARCHÄOLOGISCHE UND MYTHOLOGISCHE ANHALTSPUNKTE
Der Ritual-Winkel
Der Winkel von 23,5° ± 1,5° ist der scheinbare Höhenunterschied der Mittagssonne zur Zeit des Äquinoktiums und in der Zeit Sommer/Winter- Sonnenwende. Dieser Unterschied entsteht, da die Achse der Erddrehung sich nicht im rechten Winkel zur Ebene der Sonnenumlaufbahn befindet, sondern im zuvor genannten Winkel abweicht. Die Abweichung von ± 1,5° resultiert aus der sich verändernden Neigung der Erdachse.
Die Neigung der Erdachse kannten schon die antiken Mathematiker und Astronomen, wie z. B. Eratosthenes (3. Jh. v. u. Z.w.) und Hypparchos (2. Jh. v. u. Z.w.). Claudius Ptolemäus (2. Jh. n. u. Z.w.) errechnete sie auf 23° 51' 20'' unter Verwendung einer einfachen vertikalen runden Platte, deren Umfang in Einheiten eingeteilt wurde.
Aus rein technischen Gründen soll der Winkel von 23,5° ± 1,5° in der Folge
Ritual-Winkel genannt werden. Der Ritual-Winkel in der Landschaft verbindet eine
Dreiergruppe von Kultstätten, die den antagonistischen Gottheiten des Lichtes
(des Himmels, der Wärme, des Sommers...), der Dunkelheit (der Kälte, des
Winters, des Todes...) und der Gottheit, die zwischen ihnen das Gleichgewicht
hält, geweiht sind. Nach Überlieferung sind Winter- und Sommersonnenwende Teile
des Jahres, in denen die Kräfte der Sommer- bzw. Wintergottheiten am größten
sind. Im Frühlings- bzw. Herbstäquinoktium wechselt die Oberherrschaft. Die eine
Gottheit stirbt scheinbar, während die andere auflebt. Die drei Gottheiten
hatten bei den verschiedenen slawischen Völkerschaften unterschiedliche bzw.
mehre Namen:
Perun (Svetovit...) der Gott des Himmels und des Donners,
Veles (Triglav, Dabog...) der Gott der Unterwelt, der Toten, des Viehs, der Gaben der Erde,
Mokoš (Lada, Vlasta...) die Göttin des Wassers, der Macht.
Im Zuge der Christianisierung wurde:
Perun mit Hl. Peter, Georg oder Wolfgang,
Veles mit Hl. Wolfgang, Martin, Michael und den christlichen Teufel,
Mokoš mit Hl. Maria,
oder jede von drei Gottheiten auch mit anderen Heiligengestalten gleichgesetzt.