Inštitut za arheologijo ZRC SAZU
SPUREN SLAWISCHER FÜRSTENTÜMER IM OSTALPENRAUM.
ARCHÄOLOGISCHE UND MYTHOLOGISCHE ANHALTSPUNKTE
upa und upan
In der landwirtschaftlich basierten Wirtschaft der vorchristlichen Slawen wurde zwischen der Bevölkerung und den Göttern ein Bindeglied benötigt um Wohlstand zu erreichen bzw. zu sichern. Eine bestimmte Person wurde für diese Funktion durch ein besonderes Ritual bestimmt. Die symbolische Heirat dieser Person mit der Göttin Macht (Vlasta, Mokoš) bedeutete Glück, Wohlstand und Fruchtbarkeit für alle jene Personen, die der Auserwählte vertrat. Neben körperlicher und geistiger Makellosigkeit musste er die Richter-Funktion ausüben können. Er war es, der Falsches und Richtiges unterscheiden sowie Gegensätze ausgleichen konnte. Seine Funktion in der Welt der Menschen war identisch der Funktion seiner göttlichen Braut in der Welt der Götter. Diese Einheit von Spiritualität und Recht stammt aus einer Vorzeit, in der "richtig" und "rechts" noch die gleiche Bedeutung hatten und mit dem Sonnenaufgang in Verbindung gebracht wurden.
Diese Verbundenheit der Menschen mit der Götterwelt war nur in zahlenmäßig kleinen Gesellschaften möglich. Bei den Slawen wurden diese Einheiten upa genannt. Bei den Germanen gab es den Gau, bei den Altgriechen die Polis u.s.w. Das Bindeglied der slawischen upa mit den Göttern wurde upan (Suppan) genannt. Das Leben außerhalb solcher Gemeinschaften bedeutete, sich als Gesetzloser allen möglichen Gefahren schutzlos auszusetzen. Es ist durchaus denkbar, dass die "ethnische" Identität in früher Zeit nur die Zugehörigkeit zu einer derartigen Gemeinschaft bedeutete. In diesem Sinne könnte diskutiert werden, die "Einheit", bestehend aus Religion, Recht, Staat (upa als Verfassungseinheit) und Nation als übergreifende Identität zu sehen. Beim Personenwechsel von einer Gemeinschaft zu einer anderen ergäbe sich automatisch ein Identitätswechsel.
Bei Häufung von upas in einer Region kam wahrscheinlich der zentralliegenden eine besondere Rolle zu. Es könnten daher die ersten altslawischen politischen Zentren aus ehemals geistigen Zentren hervorgegangen sein. Der Zentralupan (Veliki upan = Großupan) erlangte auf diese Weise besondere Bedeutung. Sollte für diese Leitfigur die Benennung Knez (Fürst) nachweisbar werden, könnte dieser slawischer Ausbreitungsprozess mit dem 3. bzw. 4. Jh. in den Zeitraum, als die Slawen das Wort Knez von den Goten übernommen haben, datiert werden. Der Machtbereich des besagten Knez war dann Kneevina (Fürstentum), ein lockerer Zusammenhalt mehrer upas.
Mit der Entwicklung der sozialen Schichtung im Frühmittelalter wurden aus den upanen die mächtige Oberschicht. Keinesfalls dürfen diese Oberschicht- upanen mit den später genannten Dorf-upanen, die nur als eine Art Beamte der Grundherrschaft dienten, verwechselt werden.